4 - Konformität - Sozialpsychologie [ID:40585]
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Das hier ist Professor Ash. Er hat sich schon immer gefragt, wie groß der Einfluss von Gruppendruck

auf unser Verhalten ist. Deswegen beschließt er, das Ganze in einem Experiment zu erforschen.

Dazu erzeugt er eine Situation, in der eine Versuchsperson mit dem Druck einer Gruppe

konfrontiert ist. Hierbei sind alle Personen männliche College-Studenten. Ash verwendet

7-8 eingeweihte Teilnehmer, denen er vorgibt, wie sie sich verhalten sollen. Dazu kommt

eine tatsächliche Versuchsperson. In unserem Fall ist das Tim.

Tim weiß nichts von dem wahren Ziel des Experiments, sondern denkt, er nimmt zusammen mit den anderen

im Raum an einer Studie zu visueller Einschätzung teil. Die Aufgabe, die Ash seinen Teilnehmern

gibt, ist recht simpel. Sie sollen die Längen verschiedener Linien vergleichen. Dazu gibt

es zwei Karten. Auf Karte 1 sieht man eine einzelne Linie, auf Karte 2 die drei Vergleichslinien

A, B und C. Eine der drei Vergleichslinien hat die gleiche Länge wie die auf der ersten

Karte. Die Teilnehmer sitzen in Reihen vor Ash, Tim sitzt ganz am Ende. Sie sollen die

Linien mit der gleichen Länge ausmachen und dabei nacheinander ihr Ergebnis laut aussprechen.

Hierbei gibt es mehrere Durchgänge. Kein Problem, denkt sich Tim. Das ist ja wirklich

einfach. Die ersten zwei Durchgänge lang stimmen auch alle Antworten überein. Aber ab dem dritten

Durchgang passiert etwas Seltsames. Alle außer Tim geben plötzlich eine offensichtlich falsche

Antwort. Tim ist verwirrt. Hat er sich etwa getäuscht? Vielleicht stimmt etwas mit seinen

Augen nicht. Er wird nervös und kurz bevor er an der Reihe ist, beschließt er sich der Mehrheit

anzuschließen. Die anderen werden schon Recht haben und ich möchte mich nun wirklich nicht

blamieren, denkt Tim. In seiner Studie fand Ash heraus, dass 76 Prozent der Teilnehmer,

genau wie Tim, mindestens einmal konform gingen und eine falsche Antwort gaben. Bei seiner

Kontrollstudie ließ Ash alle Teilnehmer einfach die Längen der Linien ganz normal einschätzen

und es ergab sich eine Fehlerquote von weniger als einem Prozent. Es konnte also nicht daran

liegen, dass die Aufgabe zu schwer war. Als Ash und Tim sich nach der Studie noch einmal unterhielten,

erzählte Tim, dass er die Situation in der Studie ziemlich beunruhigend fand. Ash meinte

zu ihm, dass er nicht der Einzige war, der sich von der Situation beirren ließ. Manche

versuchten auch, die Karten aus anderen Winkeln zu betrachten, indem sie ihren Kopf drehten oder

sogar aufstanden. Tims Gedanken kreisten noch ziemlich lange um das Experiment, denn er war

sehr beeindruckt von den Ergebnissen. Als er viele Jahre später wieder einmal daran dachte,

begann er zu recherchieren, was eigentlich sonst noch so zu dem Thema erforscht wurde,

und stieß dabei auf viele interessante Fakten. Es war anscheinend die Angst davor,

aus der Gruppe herauszustechen, die ihn dazu verleitet hat, mit der offensichtlich falsch

liegenden Mehrheit konform zu gehen. Das erkannte er an einer Folgestudie, bei der nur eine einzige

Person in der Gruppe eingeweiht war und eine falsche Antwort gab. Im Gegensatz zu der Originalstudie

wurde diese dann von den anderen Teilnehmern belächelt und teilweise sogar verspottet.

Außerdem entdeckte er, dass es auch einen Unterschied macht, ob er seine Antwort laut

aussprechen muss. Denn wer keine Angst haben muss, sich öffentlich zu blamieren,

geht weniger oft konform. Tim fand bei seiner Recherche noch viele weitere Faktoren,

die einen Einfluss auf Konformität haben, wie zum Beispiel die Größe der eingeweihten Mehrheit,

ob alle Personen die gleiche falsche Antwort geben und wie offensichtlich falsch die Antworten der

Mehrheit sind. Aber besonders fasziniert hat ihn eine Internetseite mit Fun-Facts zu Konformität.

Dort erfuhr er beispielsweise, dass junge Leute eher konform gehen als ältere. Außerdem ist die

Konformität in kollektivistischen Ländern, wie zum Beispiel China, höher als in individualistischen

wie den USA. Tim lernte auch, dass Frauen eher Konformität zeigen als Männer. Des Weiteren hat

die Konformität insgesamt in den letzten Jahrzehnten anscheinend deutlich abgenommen.

Mittlerweile lassen sich die Menschen nicht mehr so sehr von der Mehrheit beeinflussen,

wie noch in den 1950er Jahren, als er damals an Ash's Studie teilnahm.

Nachdem er jetzt viel Spannendes zu Konformität gelesen hat, fragte sich Tim aber immer noch,

was sich eigentlich die anderen Teilnehmer bei der Studie so gedacht haben. Zum Glück

hat Ash das damals alles genau dokumentiert, also begann Tim in den Aufzeichnungen nachzulesen.

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:08:45 Min

Aufnahmedatum

2022-01-28

Hochgeladen am

2022-01-28 14:16:04

Sprache

de-DE

Urheber:innen:

Flora, Johanna, Timon, Clara, Samira

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